Mit Literatur in Berührung zu kommen, übte auf mich schon immer eine Faszination aus. In Metaphern einzutauchen und in deren Schwingung zu bleiben, dass hat was. Kennst Du auch die Erfahrung, wenn ein Gedicht Dich gelesen hat? Ein Wesenszug von Poesie, wie mir scheint.
Ingeborg Bachmann - die für mich mit ihren Texten sehr prägend war - sagte am 9. Dezember 1959 in der zweiten Frankfurter Vorlesung „Über Gedichte“:
»(...) Sind wir nicht sehr empfindlich und sehr nüchtern geworden und bis zum Exzeß abweisend gegen Sprachrausch einerseits und konservatives Wortbiedermeier andererseits, dies affektiert Kranke und dies affektiert Gesunde, sind wir nicht im Begriff, uns von keinem mehr faszinieren zu lassen. Verlangen wir nicht vielleicht nichts mehr, als ein neues Rechtsverhältnis zwischen der Sprache und dem Menschen herzustellen.
(...) Die Literatur hinter uns, was ist denn das: von Herzwänden geschnittene Worte und tragisches Schweigen, und Brachfelder von zerredeten Worten und Tümpel von stinkendem, feigem Schweigen, und von zweierlei Art. Und immer winkt und verlockt beides, unser Anteil am Irrtum, der ist ja gesichert, aber unser Anteil an einer neuen Wahrheit, wo beginnt der?«