"Das Gedicht kann [...] eine Flaschenpost sein [...] sie könnte irgendwo und irgendwann an Land gespült werden, an Herzland vielleicht." (Paul Celan) ||| „Dichtung – die Sprache der Poesie; Gedicht – die Poesie der Sprache“ (Elazar Benyoёtz) ||| "Poesie ist wie ein Duft, der sich/ verflüchtigt/ und dabei in unserer Seele/ die Essenz der Schönheit zurückläßt." (Jean Paul) ||| "In jedem tüchtigen Menschen steckt ein Poet und kommt beim Schreiben zum Vorschein, beim Lesen, beim Sprechen oder beim Zuhören." (Marie von Eber-Eschenbach) ||| "Poesie ist der Aufstand des Menschen gegen das, was er ist." (James Branch Cabell)


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Samstag, 24. November 2007

Maya Angelou
Passing time

Your skin like dawn
Mine like musk

One paints the beginning
of a certain end.

The other, the end of a
sure beginning.


Men

When I was young, I used to
Watch behind the curtains
As men walked up and down the street. Wino men, old men.
Young men sharp as mustard.
See them. Men are always
Going somewhere.
They knew I was there. Fifteen
Years old and starving for them.
Under my window, they would pauses,
Their shoulders high like the
Breasts of a young girl,
Jacket tails slapping over
Those behinds,
Men.

One day they hold you in the
Palms of their hands, gentle, as if you
Were the last raw egg in the world. Then
They tighten up. Just a little. The
First squeeze is nice. A quick hug.
Soft into your defenselessness. A little
More. The hurt begins. Wrench out a
Smile that slides around the fear. When the
Air disappears,Your mind pops, exploding fiercely, briefly,
Like the head of a kitchen match. Shattered.
It is your juice
That runs down their legs. Staining their shoes.
When the earth rights itself again,
And taste tries to return to the tongue,
Your body has slammed shut. Forever.
No keys exist.

Then the window draws full upon
Your mind. There, just beyond
The sway of curtains, men walk.
Knowing something.
Going someplace.
But this time, I will simply
Stand and watch.

Maybe.


---

Übergang

Dein Gesicht wie die Röte am Morgen,
meins wie der Moschus


Eins malt den Anfang
für das sichere Ende


Das andere, das Ende des
sicheren Anfangs.



Männer

Als ich jung war, schaute ich immer
hinter den Vorhang
wenn Männer spazieren gingen. Saufende Männer, alte Männer.
Junge Männer, schärfer als Senf.
Ich seh sie. Männer gehen immer
irgendwohin
Sie wussten, dass ich da war. Fünfzehn
Jahre und ich lechzte nach ihnen.
Unter meinem Fenster, würden sie warten.
Ihre Schultern so hoch wie
die Brüste des jungen Mädchens,
die Enden der Mäntel
nach hinten geschlagen,
Männer.


Einmal tragen sie dich
auf ihren Händen, behutsam, als wärst du
das letzte rohe Ei in der Welt.
Sie ziehen dich hoch. Ein bisschen.
Der erste Druck ist schön. Eine kurze Umarmung.
Sanft in deiner Wehrlosigkeit. Ein klein bisschen
mehr. Der Schmerz beginnt. Zwing dir
ein Lächeln auf, das Angst überspielt. Und
wenn die Luft fehlt,
knallt der Verstand, heftig und kurz explodierend,
wie der Kopf eines Küchengeräts. Zerschlagen.
Es ist dein Saft,
der ihre Beine herunterfließt, ihre Schuhe färbt.
Wenn die Erde wieder im Gleichgewicht steht
und die Zunge wieder schmeckt,
hat dein Körper sich wieder geschlossen. Für immer.
Es gibt keine Schlüssel.


Dann saugt das Fenster
deinen Verstand. Dort, direkt hinter
den schwingenden Vorhängen, laufen die Männer.
Sie wissen etwas.
Sie gehen irgendwohin.
Aber diesmal, werde ich einfach
stehen bleiben und schauen.


Vielleicht.


Aus dem Amerikanischen: Michael Preidel

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